Am Mittwoch, dem letzten Schultag vor Ostern, herrscht auf dem Sportplatz des AMG um 7.50 rege Kirchentagsatmosphäre. Die Schüler auch der Nachbarschulen haben sich zahlreich zu einem außergewöhnlichen Gottesdienst versammelt. Viel zu lange mussten diese feierlichen Zusammenkünfte ausfallen, am Tag vor den Osterferien lockt aber nicht nur das Frühlingswetter zum Mitfeiern. Auch das Thema ist spannend: „Wellen überrollen uns“: Corona, Krieg, persönliche Schicksalsschläge, vieles macht Angst und so manches Mal hat man gerade auch als Jugendlicher das Gefühl unterzugehen. Es ist nicht mehr nur eine der inzwischen gefühlt unzählbaren Coronawellen, die uns umherwirbelt. Dorothea Schöne, die den Schulgottesdienst mit ihrer Kollegin Simone Meyer inhaltlich vorbereitet hat und durchführt, beschreibt sehr anschaulich die Wellen, die das Leben gegenwärtig bestimmen. Die Sorgen und Ängste sind zur Zeit so komplex, dass viele sich wie in einem Strudel herabgezogen fühlen. Natürlich gibt es die perfekte Welle der Band Juli. Doch manche Wellen kommen unverhofft und überraschend, so beschreibt es Dorothea Schöne. Sie ziehen den Boden unter den Füßen weg. Sie hindern am Atmen, am Auftauchen und Luft holen. Und irgendwie kommt vielen das Leben gerade so vor. Daher erhält jeder Gottesdienstteilnehmer die Möglichkeit, auf einem wellenförmigen Papier seine persönliche „Welle“ festzuhalten. Diese persönlichen „Wellen“ werden von der Klasse 7 des AMG gesammelt und zusammengestellt. In ihrer Predigt, widmet sich Dorothea Schöne der Sturmstillung und Beruhigung solcher Wellen auf der Grundlage des Evangeliums (Mk 4, 35-41). Coronavirus, Klimakrise, der Krieg in der Ukraine, die vielen Toten in den Nachrichten, die Bilder der Flüchtlingsströme, steigende Lebensmittelpreise, astronomische Sprit- und Ölpreise lassen die Frage laut werden, wie es eigentlich noch weitergehen kann. Doch die biblische Botschaft, die Dorothea Schöne in diesem Gottesdienst thematisiert, beweist, dass mit entsprechender Zuversicht und Mut auch die heftigsten Wellen bewältigt werden können. Dorothea Schöne verbindet das Evangelium mit dem Engagement der Schulgemeinschaft, welches sich unter anderem in der Sammlung für die Ukraine, den Spendenaktionen, den Aktionen der Schülerhilfe, aber auch durch das Bemühen um Sauberkeit in der Schule immer wieder beweisen lässt und zeigt, dass man sich beängstigenden Wellen auch beherzt entgegenstellen kann. Dazu braucht es Freude und Zuversicht. So wie der Titel des Glasbildes am Eingang des AMG, geschaffen von der ehemaligen Kunstlehrerin Veronika Hageloch. Glasbilder wirken nicht, wenn es dunkel ist. Noch ist Angst spürbar, noch ist Krieg, noch ist die Pandemie nicht vorbei. Noch ist die See stürmisch. Doch wenn die Sonne scheint, leuchten die Farben des Glasbildes hinein ins Dunkle, direkt in den Eingang der Schule. Dann lassen diese Farben erahnen, dass unsere Welt bunter, schöner, friedlicher sein soll. So bricht sich auch das Osterlicht Bahn. Das Reich Gottes scheint schon in die Dunkelheit und macht sie hell. Die Botschaft der Predigt wird begleitet vom Chor der Klassen 5 sowie einem Poetry-Slam-Text von Katharina Rensinghoff „wenn der Himmel sich öffnet“, vorgetragen von Lena Wernz. Dieses Miteinander macht nach langer Zeit der sozialen Distanzierung Schulleben wieder unmittelbar spürbar. Insbesondere die Klassen 5, die ihr erstes Jahr am AMG erleben, sind stolz als Chor unter Leitung von Sarah Seibold etwas zur Schulgemeinschaft beitragen und aktiv am Schulleben mitwirken zu können. Das gibt Hoffnung und Freude auf alles, was in diesem und den noch folgenden Schuljahren kommen mag. Ganz und gar ausgeblendet sind in diesem Moment all die Wellen, die die Schüler in den vergangenen Schultagen begleitet und bedrückt haben. Auch Dorothea Schöne spürt diese Verbundenheit und Freude: „Ich fand besonders schön, dass wir alle zusammen wieder feiern können, nicht unsere Errungenschaften, sondern, dass wir alle miteinander Geschenke Gottes und damit auch reich beschenkte Menschen sind.“ Mit einem bunten Frühlingsstrauß dankt Jochen Schwarz im Namen der Schulgemeinschaft Dorothea Schöne für diesen wunderbaren, ermutigenden Gottesdienst, der am AMG leider auch ihr letzter sein wird.
Ulrike Dörr