Am 26. April 2023 war die Landtagspräsidenten Muhterem Aras im Albertus Magnus Gymnasium in Rottweil zu Besuch. Den Klassen 8 bis KS1 beantwortete sie in einem Interview Fragen zum Thema Demokratie. Zudem kam auch Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf auf die Bühne und beantwortete zusätzlich einige Fragen der Schüler aus seiner kommunalpolitischen Sicht. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von den Kursstufenschülern Moritz Heimburger vom Albertus Magnus Gymnasium und Niko Franjkovic vom Leibniz Gymnasium, welche beide das Leistungsfach Gemeinschaftskunde am AMG belegen. Zusätzliche Fragen aus dem Schülerpublikum wurden von der Landespolitikerin und dem Lokalpolitiker offen und ausführlich beantwortet. Schulleiter Jochen Schwarz begrüße Frau Aras und Herrn Ruf mit einer kurzen Rede, stellte das Albertus Magnus Gymnasium vor und übergab anschließend den Schülern das Wort. Aras ist die Erhaltung der Demokratie sehr wichtig. Als sie selbst 1978 aus der Türkei nach Deutschland kam, war sie begeistert von den Werten der Demokratie, z.B. der Religionsfreiheit, welche sie so aus ihrer eigenen Heimat nicht kannte. „Sie fühlte sich frei”, so Aras. Unter anderem deshalb beschloss sie, in die Politik zu gehen. Sie entschied sich für die Grünen aufgrund deren Ansichten zu den Themen Gleichberechtigung, Emanzipation und dem Umgang mit Minderheiten. Auf die Publikumsfrage, ob die Demokratie in Europa in Gefahr sei, sind sowohl Dr. Ruf als auch Aras einer Meinung: Demokratie sei nicht selbstverständlich, müsse gelebt und verteidigt werden. Rufs Exkurs in die deutsche Geschichte erhellte diese Äußerung. „Zudem nehmen einige Nachbarländer schwierige Züge an”, so der Bürgermeister. Keine eindeutige Antwort hatte Aras allerdings auf die Frage, warum extreme Parteien immer mehr gewählt werden. Aber sie appellierte, sich zu informieren, Quellen zu hinterfragen, keinen Extremisten „auf den Leim zu gehen” und Zivilcourage zu zeigen. Da sie als Landtagspräsidentin und nicht als Vertreterin der Grünen da war, gab sie keine Antwort auf die Nachfrage zu ihrer Meinung zur AfD. In ihrem Amt vertrete sie nämlich alle Parteien und könne darum die AfD nicht bewerten. Allerdings erzählte sie von einem „Stresstest”, welcher von der AfD in der Legislaturperiode ab 2016 ausging, als diese Partei während Parlamentssitzungen Verfassungsorgane ins Lächerliche gezogen, sich antisemitisch und rassistisch geäußert hätten. Sie fürchte sich nicht vor zugespitzten demokratischen Diskussionen. Durch Hetzkampagnen persönlicher Art möchte sie sich nicht einschüchtern lassen. Sicherheitsmaßnahmen hätten jedoch an ihrem Haus verrichtet werden müssen, sprengstoffsichere Fenster und neue Türen seien angebracht worden. Danach erklärte sie, warum die parlamentarische Demokratie die beste sei. Dazu zählte sie Vorteile auf, wie Neuwahlen alle vier Jahre oder die Möglichkeit, Entscheidungen rückgängig machen, beziehungsweise verändern zu können. „Die Bildung sollte nicht abhängig von der sozialen und finanziellen Situation sein”, sagte Aras. Deshalb entschied sie sich unter anderem für die Landespolitik. Sie wolle sich für Bildungsgleichheit engagieren. Die Landtagspräsidentin erzählte auch, dass schon einige Schritte in diese Richtung gemacht, allerdings wegen Corona wieder weggedrängt worden seien. Ein Punkt ihrerseits zum Thema Bildungsgerechtigkeit sei die Förderung der Grundschule. Sie sei nämlich die Basis und somit ein entscheidender Faktor für die Bildung. Daraufhin wurde kurz über G9 und G8 diskutiert. „Es gab keine Verbesserung durch G8″, meinte Ruf. Aras merkte noch an, dass aber auch nicht das alte G9 möglich sei. Ruf fügte hinzu, dass zudem die Räumlichkeiten in den Schulen fehlen würden. Zum Thema Gleichberechtigung äußerte sich Aras auch. Sie sagte, dass im Landtag von Baden-Württemberg nur circa 30 % Frauen seien und diese auch in Führungspositionen unterrepräsentiert seien. Anschließend kam dann die Frage nach Ansätzen zur Klimaneutralität. Muhterem Aras ging hierbei dann auf die Bundesgartenschau Mannheim ein, wo klimaneutrale Baumaterialien wie Flachs und Weide oder Mehrfamilienhausprojekte aus Holz vorgestellt würden. Zu Klimaklebern äußerte sie eine klare Meinung. Zum einen habe sie Verständnis für die Verzweiflung hinsichtlich des Klimawandels. Sie mahnte aber vor Straftaten: „Es ist nicht okay, bei Protesten Sachen zu beschädigen.” Danach wurde die Frage gestellt, wie sie Privatleben und Karriere unter einen Hut bekomme. In ihrer Antwort erzählte sie von ihrem Werdegang, dass sie schon mit zwanzig Jahren ihren jetzigen Mann geheiratet habe. Weil er sich viel um den Haushalt und die Familie kümmerte und auch Hilfe der Großmutter und der Ganztagsbetreuung in Anspruch genommen wurde, konnten die vielfältigen beruflichen und politischen Aufgaben gemeistert werden. Auch meinte sie, sie würde die politische Arbeit sehr gerne machen und das gebe ihr jedes Mal aufs Neue Energie. Hierbei stimmte ihr der OB Ruf zu. Ihren Alltag fasste sie folgendermaßen zusammen: „Kein Tag gleicht dem andern.” Allerdings würden sich die Tagesabläufe im Parlament mit Gesprächen und Termin ähneln. Sonntags schliefe sie gerne aus und gehe dann im Wald spazieren, um regenerieren zu können. Zuletzt fragte ein Schüler nach dem Gehalt der beiden. Oberbürgermeister Ruf sagte darauf hin, dass er gut verdiene, seinen Job aber keinesfalls wegen des Geldes machen würde. Aras nannte genaue Zahlen. Zudem meinte auch sie, dass sie den Beruf nicht in erster Linie für den Lohn, sondern aus Überzeugung machen würde. Diese offenen und authentischen Antworten der Politiker haben den anwesenden Schülern sehr imponiert, eine Evaluation der Veranstaltung ergab die Note 1,5 für Frau Aras und Dr. Ruf.
Julia Strupp, Klasse 9