Sokrates hätte es ganz anders formuliert: ich weiß, dass ich nicht weiß – und so kam es den vier mutigen Kandidaten aus den Klassen 10 am AMG auch immer wieder vor. Dennoch ließen sie sich weder vom Anspruch der Prüfung noch den erschwerten durch die Pandemie verursachten Bedingungen abschrecken. Sie wollten es einfach wissen: nach drei Jahren Griechischunterricht wollten sie beweisen, dass sie einem Platontext im Original gewachsen sind. Das geht natürlich nicht ohne Training – und so nahmen sie einen dreimonatigen Intensivkurs mit ihrer Lehrerin Ulrike Dörr neben allen anderen Herausforderungen der Klasse 10 auf sich – teils digital, teils in Präsenz. Täglich wurde ein Textauszug aus der Verteidigungsrede des Philosophen Sokrates übersetzt und interpretiert. Ebenso lernten die Schüler die Dialoge und die sokratische Gesprächsführung kennen. So manche Mittagspause wurde dabei geopfert. Doch neben aller Anstrengung wuchs auch die Motivation und das Interesse. „Ich bin beeindruckt von der Disziplin und dem Durchhaltevermögen der Schüler – selbst am Freitagnachmittag“ – so die unterrichtende Lehrerin Ulrike Dörr. Am 5. Mai war es dann so weit – im Rahmen des schriftlichen Abiturs nahmen die Kandidaten die erste Hürde: Eine Übersetzung eines unbekannten Platontextes – in diesem Fall einem Auszug aus der Apologie des Sokrates. Im Anschluss startete die Vorbereitung für das mündliche Abitur: Eine Übersetzung ohne Lexikon. Dabei zeigte sich schnell: Gerade der Wortschatz, die Vokabeln hatten durch den langen Fernunterricht mehr als gelitten. Nun war die Identifikation mit Sokrates perfekt – sagte er doch stets: „ich weiß, dass ich nicht weiß“ und lebte auch entsprechend. So wie Sokrates sind auch die vier tapferen Kandidaten nicht mehr zu Ruhe gekommen. Doch Ende gut – alles gut: Am vergangen Montag meisterten sie souverän auch die mündliche Prüfung. Doch jetzt stellt sich heraus: Je mehr ich weiß, desto größer der Hunger nach weiterer Erkenntnis – mit der Prüfung ist Griechisch also noch lange nicht abgeschlossen – wie gut, dass nach der Klasse 10 noch die Kursstufe bleibt, in der Griechisch mit Sicherheit eine gute Option ist – mit oder ohne Graecum. Die Prüfungserfahrung und Intensität der Textarbeit haben die tapferen Kandidaten allerdings ihren Mitschülern voraus: „Das Abi in Griechisch haben wir schon in der Tasche – nun können wir die nächsten beiden Jahre Griechisch richtig genießen! Darin sind sich Miroslav, Anica, Jonas und Adrian ganz sicher.
Miroslav Lazić, Anica Papak, Jonas Leute, Adrian Musa (von links nach rechts)
Hier geht’s zum Artikel im Schwabo vom 17.7.201.