Am 28. und 29. November brachten Theater-AG, Band und Chor des Albertus-Magnus-Gymnasiums im Festsaal der Gymnasien das Musical „Hotel Ridolfo“ auf die Bühne. Die Komposition von Tina Ternes auf ein Libretto von Matthias Lösch adaptiert Carlo Goldonis 1750 in Mantua uraufgeführte Komödie „Das Kaffeehaus“. Das kurzweilige Stück wurde unter der Leitung von Matthias Engler (Regie) und Dennis Heitinger (Musikalische Leitung) in einer überzeugenden Ensembleleistung sehr amüsant vor Auge und Ohr gebracht.
„Hotel Ridolfo“ spielt in einem venezianischen Hotel irgendwann zu der Zeit, als man noch mit dem Schlafwagen in die italienische Sommerfrische fuhr, und folgt in seinen Figuren und den Verwicklungen der Handlung mit viel Augenzwinkern den klassischen Komödien: Der reiche Prasser Eugenio (Fabio Sprenger) verspielt sein Geld und betätigt sich erfolglos als Schürzenjäger. Der habgierige Casinobesitzer Pandolfo (Leon Sprenger) nimmt ihn nach Strich und Faden aus, was den edlen, aufrichtigen und deswegen armen Hotelbesitzer Ridolfo (Hagen Dusold), der zu Beginn noch zusammen mit Pandolfo in einem gelungenen Duett das Auftrittslied gesungen hat, empört und schließlich auch handeln lässt. Der Conte Leandro (Federico Jenschke) ist der klassische Hochstapler und entpuppt sich am Ende als gescheiterte Existenz Flaminio, die angesichts der Aussicht, zukünftig in Bigamie leben zu müssen, von Panik ergriffen wird. Ridolfos Kellner Trappola (Florentin Lorenz), souverän zwischen Willfährigkeit und leisem Widerspruch wechselnd, ist ebenso schläfrig wie schlau und wird zum männlichen Hauptagierenden in der Intrige. Diesem Männerensemble, das geradezu der Typenkomödie entsprungen scheint, stehen die Frauenfiguren gegenüber, die, mit einer Ausnahme, in einer Mischung aus List und Menschlichkeit am Ende alle Probleme lösen: Die englische Touristin Laura Coldwater (Jula Bertsch), deren herrlich-zickige Bildungsreisenden-Arroganz aus jeder Blume auf ihrem Hut hervorsprießt, entpuppt sich als kluge und empathische Problemlöserin, die am Ende Pandolfo um sein Casino bringt und Ridolfo heiratet. Von dieser Empathie profitiert ihre hypochondrische Nichte Louise (Gabriela Perković) zunächst sehr wenig, kann aber am Ende Trappola ehelichen, mit dem zusammen sie in Pandolfos ehemaligem Casino ein weiteres Hotel eröffnen wird, finanziert natürlich von Laura. Da Louise der Siesta ebenso zugetan ist wie ihr zukünftiger Ehemann, dürften die Prognosen für die Ehe vielversprechend sein. Donna Marzia (Emily Kremenić), eine überzeugend resolute Klatschbase vor dem Herrn, wird zum Gelenk von Lauras Intrige, da sie sich unwissentlich zur gezielten Desinformation einsetzen lässt. Vittoria (Anina Fischinger), Eugenios vernachlässigte Ehefrau, bekommt am Ende ihren Mann geläutert zurück und vermittelt ebenso eine Spur von Tragik wie Placida (Alina Trick), die hintergangene Gattin Flaminios – sie beide dürfen denn auch ihren Gefühlen in zwei großen Schmerzensliedern Ausdruck verleihen. Die große Entsagende ist am Ende die Tänzerin Lisaura (Marianna Essenbreis) – vom Hochstapler Flaminio als angeblichem Conte umworben und in ihrem Ruf gefährdet, packt sie nach der Auflösung der Intrige als einzige ihre Koffer, um sich fortan nur noch ihrer Karriere zu widmen. Donna Marzia und Pandolfo werden hingegen in ihrem moralischen Fall zusammenfinden.
Die Handlung, Spiegel der Welt im Holzschnitt der Komödie, wurde mit viel Witz und Spiellaune in teilweise parallel gespielten Szenen auf die Einheitsbühne gebracht. Der maskierte Chor und einzelne Darsteller bzw. Darstellergruppen kommentierten die Ereignisse in moritatenhaften Liedern, unter denen dasjenige über das „Gerücht“ musikalisch und inszenatorisch besonders hervorstach. Unterstützt wurden die sicheren und überzeugenden Sängerinnen und Sänger von der kleinen, präzise aufspielenden Band (Melanie Bantle, Peter Bantle, Kim Ehler, Ilia Gabura, Vincent Moritz, Adrian Schatz, Lili Urbancsek, Sophie Urbancsek und Laura Zöphel) in der Einstudierung von Kim Ehler. Licht und Ton wurden durch die Technik-AG gestaltet.
Das gemeinsame Abschlusslied „Ende gut, alles gut“ fasste die Moral in angemessenem Unernst zusammen. Großer Applaus und viele Dankesworte belohnten die Akteure für einen boulevardesken und amüsanten Abend.
Dr. Thomas Ehlen
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